Der kleine furchtlose DracheOder: "Wie der kleine Drache Nemo einen Freund fand" |
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Seit vielen hunderten Jahren lebte der kleine Drache Nemo in einem erloschenen Vulkan. Er war anders als die anderen Drachen und dass machte ihn oft sehr traurig. Ihr fragt euch warum er anders war? Er war der einzige Drache weit und breit, der nicht Feuer spucken konnte. Immer wenn er es versuchte, kamen aus seinen großen Nasenlöchern nur viele kleine Wölkchen zum Vorschein. Und deshalb lachten ihn die anderen Drachen immer aus. Ihr könnt euch bestimmt auch vorstellen, dass ausgelacht zu werden nicht besonders toll ist. An einem Tag an dem es ihm wieder einmal so erging, entschloss er sich weit fort zu gehen und woanders zu wohnen. Aber natürlich war das nicht leicht für einen Drachen, denn ein Drache kann nicht überall leben. Auch wenn ein Kinderdrache noch nicht so groß wie seine Eltern ist, braucht er doch ziemlich viel Platz. Und außerdem waren Drachen nicht überall beliebt und auch nicht überall willkommen, vor allen Dingen nicht bei den Menschen. Das war ein großes Problem. Aber Nemo war sich dem natürlich noch nicht bewusst. Denn er war noch ein kleiner Drache, der noch viel lernen musste, eingeschlossen dem Feuerspucken. Also machte sich Nemo eines Morgens ganz früh auf seinen Weg, die Welt zu erobern und ein neues zu Hause zu finden. In einem großen Tuch packte er sich etwas Proviant ein. Als Nachtisch steckte er einen Apfel dazu. Denn Äpfel aß er besonders gerne und außerdem sie sind ganz gesund und besonders gut für die Zähne. Das Tuch band er an einen langen Stock und legte den Stock über seine Schultern. So wie es alle Weltreisende Wanderer machen. Nun ging er seines Weges und blickte frohgemut in seine Zukunft. Aber kaum hatte er den Waldrand erreicht, sah er von der Ferne viele Ritter hoch zu Ross. Ihm war etwas mulmig zu mute, da er so viele Ritter auf einmal noch nie gesehen hatte. Seine Mutter hatte ihn immer vor den Rittern gewarnt. Er sollte niemals in ihre Nähe gehen, solange er noch ein kleiner Drache war. Mit diesen Worten in den Ohren zog er es vor, sich hinter einem großen Busch zu verstecken und zu warten, bis die Gefahr vorbei war. Plötzlich vernahm er die Worte hinter sich: "Ergebe dich, du hast gegen mich keinerlei Chance." Am Rücken verspürte er ein picken, das ihn aber fast zum lachen brachte. Als der kleine Drache sich umdrehte, stand ein kleiner Ritter vor ihm. Er hielt ein Holzschwert in der Hand, und grinste ihn an. Nemo sah den kleinen Ritter, der nur halb so groß war wie er selbst an und entgegnete ihn: "Eine Chance habe ich schon, und ergeben werde ich mich auch nicht. Aber warum kitzelst du mich mit deinem Schwert am Rücken. Das ist total unangenehm." Der kleine Ritter lachte und meinte nur: "Kitzelig, ein kleiner Drache der kitzelig ist, das habe ich ja noch nie gehört. Aber sage mir erstmal wie du heißt. Vielleicht können wir zusammen spielen." Der kleine Drache meinte freundlich: "Ich heiße Nemo und wie heißt du?" "Mein Name ist Christian", erwiderte ihm der kleine Ritter. Und so fingen sie an zu spielen. Ritter der einen Drachen besiegte, Drachen der einen Ritter besiegte, verstecken, fangen und eine runde Karten. Als es schon langsam dämmerte entschloss sich Christian den Heimweg an zu brechen. "Ich muss jetzt Heim gehen, und zu Abend essen", meinte der kleine Ritter. Nemo sah ihn traurig an: "Oh, wie schade. Wollen wir morgen wieder zusammen spielen? Christian meinte nur: "Ja, gerne" und machte sich auf den Heimweg. In den nächsten Tagen, spielten Nemo und Ritter Christian wieder zusammen. Doch nach vielen, schönen Tagen war Nemo sehr traurig und sehr nachdenklich geworden. Natürlich bemerkte das Christian und fragte seinen Freund: "Was hast du denn? Bist du traurig?" "Ach weißt du, ich habe Heimweh. Aber ich traue mich nicht nach Hause, dort lachen mich da alle anderen Drachen aus, nur weil ich noch kein Feuer speien kann. Deshalb bin ich weggelaufen." "Was nur deshalb bist du weggelaufen? Deine Eltern machen sich bestimmt große Sorgen um dich. Und glaube mir, du wirst bestimmt noch lernen, wie man richtig Feuer speit. Du bist doch noch ein sehr kleiner Drache. Und man muss immer etwas neues lernen", meinte Christian. Der kleine Drache schaute ihn immer noch sehr traurig an und seufzte: "Ja, vielleicht hast du recht. Aber wenn ich zurück gehe, möchte ich allen Beweisen, das ich endlich Feuer speien kann." "Na gut, dann werden wir das Feuer speien einfach zusammen üben", munterte Christian ihn auf. "Aber wie denn?" Der Drache schaute ihn nun mit großen hoffnungsvollen Augen an. "Du wirst einfach jeden Abend versuchen ein kleines Lagerfeuer an zu fachen, so lange bis es geklappt hat", machte Christian ihm mut. "Ja, gut das möchte ich versuchen", erwiderte der kleine Drache. Die nächsten drei Abende übte Nemo unaufhörlich Feuer anzuzünden. Und endlich am dritten Abend klappte es. Nemo war überglücklich und dankte Christian. Endlich konnte Nemo nach Hause gehen. Er hatte mit der Hilfe seines Ritterfreundes Christian geschafft, Feuer zu speien. Und außerdem hatte er gelernt, dass auch ein kleiner Ritter der Freund eines kleinen Drachen sein kann. |
© Monika Hubl-Moussa 2005 |
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