diverse Lyriker

Meine kleine Gedichte-Sammlung

Johannes Rist

1607-1667

Auf die nunmehr angekommene kalte Winterzeit

1. Strophe:
Der Winter hat sich angefangen,
Der Schnee bedeckt das ganze Land,
Der Sommer ist hinweggegangen,
Der Wald hat sich in Reif verwandt.
Die Wiesen sind von Frost versehret,
Die Felder glänzen wie Metall,
Die Blumen sind in Eis verkehret,
die Flüsse stehn wie harter Stahl.

Unbekannter Dichter

um 1650

1. Strophe:
Willst du dein Herz mir schenken,
So fängt es heimlich an,
Daß unser beider Denken
Niemand erraten kann.
Die Liebe muß bei beiden
Allzeit versschwiegen sein,
Drum schließ die größten Freuden
In deinem Herzen ein.

Andreas Gyphius

1616-1664

An die Sterne

1. Ihr Lichter, die ich nicht auf Erden
satt kann schauen,
Ihr Fackeln, die ihr Nacht und
schwarze Wolken trennt,
Als Diamanten spielt und ohne aufhör´n brennt;
Ihr Blumen, die ihr schmückt des großen Himmels Auen;

2. Ihr Wächter, die, als Gott die Welt
auf wollte bauen,
Sein Wort, die Weisheit selbst,
mit rechten Namen nennt,
Die Gott allein recht mißt,
die Gott allein recht kennt,
(Wir blinden Sterblichen! Was Wollen wir uns trauen!)

Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen

1625-1676

1. Komm, Trost der Nacht,
o Nachtigall.
Laß deine Stimm mit Freundschaft
Aufs lieblichste erklingen;
Komm, komm und lob den Schöpfer dein,
Weil andre Vöglein schlafen sein
Und nicht mehr mögen singen!
Laß dein Stimmlein
Laut erschallen, dann vor allen
Kannst du loben
Gott im Himmel hoch dort oben.

Aus "Simplicius Simplicissimus"

Angelus Silesius (Johannes Scheffler)

1624-1677

1. Mensch, werde wesentlich:
denn wann die Welt vergeht,
So fällt der Zufall weg; das Wesen
das besteht.

2. Halt an! Wo laufst du hin?
Der Himmel ist in dir,
Suchst du Gott anderswo,
fehlst du ihn für und für.

3. Ich weiß nicht, was ich weiß:
Ein Ding und nicht ein Ding,
ein Pünktchen und ein Kreis.

Auszug aus "Der Cherubinische Wandersmann"

Friedrich von Hagedorn

1708-1754

Der Mai
(Auszug)

1. Der Nachtigall reizende Lieder
Ertönen und locken schon wieder
Die fröhlichsten Stunden ins Jahr.
Nun singet die steigende Lerche,
Nun klappern die reisenden Störche.
Nun schwatzet der gaukelnde Aar.

1747

Christian Fürchtegott Gellert

1715-1769

Die Ehre Gottes aus der Natur

1. Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre,
Ihr Schall plänzt seinen Namen fort
Ihn rühmt der Erdkreis,
ihn preisen die Meere;
Vernimm, o Mensch, Ihr göttlich Wort!

2. Wer trägt der Himmel unzählbare Sterne?
Wer führt die Sonn aus ihrem Zelt?
Sie kömmt und leuchtet und lacht uns von ferne,
Und läuft den Weg gleich als ein Held.

3. Vernimm´s und siehe die Wunder der Werke,
Die die Natur dir aufgestellt!
Verkündigt Weisheit und Ordnung und Stärke
Dir nicht den Herrn,
den Herrn der Welt?

4. Kannst du der Wesen unzählbare Heere,
Den kleinsten Staub fühllos beschaun?
Durch wen ist alles?
O gib ihm die Ehre!
Mir ruft der Herr, sollst du vertraun.

5. Mein ist die Kraft,
mein Himmel und Erde;
An meinen Werken kennst du mich.
Ich bin´s, und werde sein, der ich sein werde,
Dein Gott und Vater ewiglich.

1757

Johannes Wilhelm Ludwig Gleim

1717-1803

1. Rosen plücke, rosen blühn

Rosen plücke, Rosen blühn,
Morgen ist nicht heut!
Keine Stunde laß entfliehn,
Flüchtig ist die Zeit!

2. Trinke, küsse! Sieh, es ist
Heut Gelegenheit!
Weißt du, wo du moren bist?
Flüchtig ist die Zeit!

3. Aufschub einer guten Tat
Hat schon oft gereut!
Hurtig leben ist mein Rat.
Flüchtig ist die Zeit!

1764

Friedrich Gottlieb Klopstock

1724-1805

Das Rosenband

1. Im Frühlingsschatten fand ich sie,
Da band ich sie mit Rosenbändern:
Sie fühlt´es nicht und schlummerte.

2. Ich sah sie an, mein Leben hing.
Mit diesem Blick an ihrem Leben:
Ich fühlt`es wohl und wußt´es nicht.

3. Doch lisplt´ich ihr sprachlos zu
Und rauschte mit den Rosenbändern:
Da wachte sie vom Schlummer auf.

4. Sie sah mich an, ihr Leben hang
mit diesem Blick an meinem Leben,
Und um uns ward´s Elysium.

Gotthold Ephraim Lessing

1725-1781

Die drei Ringe
(Auszug)

Daß er euch alle drei geliebt, und gleich
Geliebt, indem er zwei nicht drücken mögen,
Um einen zu begünstigen.-
Wohlan!
Es eifre jeder seiner unbestochnen
Von Vorurteilen freien Liebe nach!
Es strebe von euch jeder um die Wette,
Die Kraft des Steins in seinem Ring an Tag
Zu legen! komme dieser Kraft mit Sanftmut,
Mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun,
Mit innigster Ergebenheit in Gott
Zu Hilf!

Christian Friedrich Daniel Schubart

1739-1791

Die Forelle
(Auszug)

1. In einem Bächlein helle,
Da schoß in froher Eil,
Die launige Forelle
Vorüber wie ein Pfeil.
Ich stand an dem Gestade
Und sah in süßer Ruh´
Des muntern Fisches Bade
Im klaren Bächlein zu.



Monika Hubl-Moussa 2001

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